Rasseportrait

Der Australian Shepherd - ein nicht ganz gewöhnlicher Hund

 

Die geschichtliche Entwicklung

Eigentlich fragt man sich immer wieder, warum dieser außergewöhnliche Hund Australian Shepherd heißt, wenn er doch amerikanischer Herkunft ist. Die Geschichte des Aussies - wie man ihn auch liebevoll nennt - fängt nämlich in Australien an. Anfang des 19. Jahrhunderts importierten amerikanische Landwirte australische Merinoschafe zur Veredelung Ihrer eigenen Zuchten, da diese durch die klimatischen Verhältnisse ihrer Heimat anspruchsloser waren, als europäische Typen.

Mit den Schafherden brachten die australischen Schäfer auch ihre Hunde mit, die sie ständig begleiteten.

Die amerikanischen Farmer waren sehr erstaunt über die intelligenten und ausdauernden Hunde, die vor nichts Furcht hatten, zäh und dennoch enorm schnell und wendig schienen.

Entstanden ist der Aussie vermutlich durch den glücklichen Zufall, dass sich australische - Wildhunde auch Dingos - genannt mit dem damals bereits bekannten Collie paarten. Genaue Aufzeichnungen über das Entstehen der Rasse gibt es jedoch nicht. Die Australier waren zunächst nicht so glücklich über die ungewollten Paarungen, denn Dingos waren als Schafmörder verachtet und äußerst unbeliebte Zeitgenossen. Man beobachtete jedoch, dass die Welpen dieser Paarungen keinesfalls typische Charaktereigenschaften der Dingos hatten. Sie waren widerstandsfähig und wiesen Hüteeigenschaften auf. Schließlich kreuzte man vermutlich Bullterrier, Dalmatiner und Kelpies in diese Hunde mit ein, wodurch die verschiedenen Farben und ein ganz eigener Typ Hund entstand, den man in den Vereinigten Staaten seit 1872 als Australian Shepherd bezeichnet.

Vereinsgeschichte

Erst in den 60er Jahren wurde der Rassestandard des Australian Shepherd festgeschrieben. Im Juni 1957 wurde in den Vereinigten Staaten der Australian Shepherd Club of America (ASCA) gegründet und 1972 eröffneten die zwei größten Zuchtvereine (der ASCA und die IASA International Australian Shepherd Association of America) ihre Zuchtbücher.

Auch in Mexiko und Canada wurde der Australian Shepherd 1976 als Rassehund anerkannt. 1991 eröffnete der American Kennel Club ebenfalls ein Zuchtbuch für den Australien Shepherd. Er gehört heute neben dem ASCA zu den größten und bekanntesten Australian Shepherd Clubs. Bereits 1988 befasste sich der erste deutsche Club mit der Zucht und dem Rassestandard des Aussies. Der Australian Shepherd Club Deutschland e.V. (ASCD) veranstaltet unter anderem regelmäßig Conformation-Shows, die inzwischen ein fester Bestandteil des Clubs geworden sind. 1994 wurde ein zweiter deutscher Australian Shepherd Club in Deutschland gegründet. Die Australian Shepherd Association Germany (ASAG) hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv mit ihren Hunden über das Jahr verteilte Agility-, Gehorsams- und Hüteseminare anzubieten. Des weiteren finden regelmäßige Treffen und Plauschwochenenden statt.

Weiterhin hat die ASAG ihren züchtenden Vereinsmitgliedern äußerst strenge Zuchtauflagen gemacht, um dem Zuchtziel nachzukommen, gesunde und leistungsfähige Hunde zu züchten.

Zu den Zuchtauflagen gehören, dass Rüde wie Hündin gesunde Hüften aufweisen, d.h, gezüchtet wird mit A und B Ergebnissen. Die Röntgenaufnahme muss von einer deutschen FCI anerkannten Auswertungsstelle ausgewertet werden. Auch eine Augenuntersuchung muss alle zwei Jahre erfolgen, wenn mit den Hunden gezüchtet werden soll. Seit Juni 1996 ist der Australian Shepherd in Deutschland mit dem AKC Standard unter dem Namen Australischer Schäferhund anerkannt worden.

Äußeres Erscheinungsbild

Der Rüde sollte eine Höhe zwischen 51 cm und 58,5 cm und die Hündin zwischen 46 cm und 54 cm haben, wobei das Gewicht des Aussies zwischen 19 kg und 28 kg liegt. Der Rüde ist von kräftiger Statur mit mittellangem Fell und dichter Unterwolle, die Hündin eher zierlich und vor allem im Brustbereich mit etwas kürzerem Fell, wobei beide einen durchschnittlichen Knochenbau aufweisen. Das Fell ist weich und glänzend, kann leicht gewellt aber darf nicht lockig sein. An den Vorderpfoten hat der Australian Shepherd oftmals lange "Federn". Sein Gebäude ist etwas länger als hoch. Anerkannte Farben des Aussies sind Blue Merle, Red Merle, Black Solid und Red Solid, wobei alle Farben weiße und kupferfarbene Abzeichen haben dürfen. Hat der Hund einen weißen Kragen, so darf der Haaransatz nicht über seinen Widerrist ragen. Andere Farben, als die Genannten sind Fehlfarben. Solche Hunde sind von der Zucht ausgeschlossen.

Sein Kopf zeichnet sich durch eine ausgeglichene Schnauze zur Länge und Breite des Oberkopfes aus, wobei er ein straffes und trockenes Maul hat. Die Schnauze ist entsprechend der Fellfarbe schwarz oder braun pigmentiert. Bei jungen Hunden kommen oft sogenannte "pink Spots" vor. Das sind rosa Flecken auf der Nase, die sich aber in der Regel im ersten Lebensjahr des Hundes verlieren. Ist keine Pigmentierung zu sehen, nennt man diese Nase "Dudley Nose" und schließt auf einen Genfehler. Eine "Schmetterlingsnase" kommt auch oft bei jungen Hunden vor. Die vollständige Pigmentierung kann bis zu zwei Jahre dauern. Auch dann können noch rosa Flecken zurückbleiben. Die Pigmentierung muss auch an den Lefzen und um die Augen stark ausgeprägt sein.

Die Lefzen hängen nicht, sind klar gezeichnet und ebenfalls straff. Seine Augen sind mandelförmig und sein Blick ist von reiner Klarheit. Die Augenfarbe kann braun, blau oder sogar zweifarbig sein. Oft haben Merle-gezeichnete Aussies ein blaues und ein braunes Auge.

Die Ohren können unterschiedlich hoch seitlich am Kopf sitzen. Es gibt Variationen von leicht herabhängenden bis zu Stehkippohren, wobei sie dreieckig und leicht abgerundet an den Spitzen sein sollen.

Der Aussie hat eine natürliche Rute oder eine angeborene Stummelrute. Der amerikanische Standard schreibt das kupieren der Rute vor. In Deutschland ist dies verboten.

Der Australian Shepherd hat ein Scherengebiss mit 42 Zähnen. Der Zahnwechsel von den Milchzähnen zu den bleibenden Zähnen erfolgt zwischen dem fünften und sechsten Monat. Circa zwischen dem achten und dreizehnten Monat wird der Aussie geschlechtsreif. Sein Körperwachstum an Höhe erfolgt bis zum neunten Lebensmonat. Danach erst beginnt der Aussie sich richtig zu entwickeln. Sein Gebäude geht in die Breite und sein Kopf wird kräftig. Da die Entwicklung seines Körpers erst nach dem dritten Lebensjahr vollständig abgeschlossen ist, sollte eine Hündin nicht vor der Vollendung des zweiten Lebensjahres belegt werden; eher später.

Charakter

Der Aussie ist ein sehr aufmerksamer, aber dennoch lebhafter Hund, der kräftig und ausdauernd ist und zudem eine außergewöhnliche Beweglichkeit aufweist. Der Australian Shepherd ist ein vielseitiger, recht selbständiger Arbeitshund, der durch seine Intelligenz und seinen ausgeprägten Hüte- und Beschützerinstinkt vielseitig einsetzbar ist. Er ist zwar ein aggressiver und autoritärer Arbeiter, zeigt jedoch niemals eine Boshaftigkeit gegenüber Mensch und Tier. Kommt er mit anderen "raufwütigen" Hunden zusammen, ist er eher zurückhaltend und räumt das Feld, als dass er sich auf einen Kampf einlassen würde.

Er ist verspielt und sehr lernfreudig und deshalb leicht zu erziehen. Wenn es etwas zu tun gibt, ist er immer zur Stelle. Teamwork ist seine Stärke. Er ist ein getreuer, pflegeleichter Familienhund und durch sein freundliches Wesen ein idealer Spielkamerad für Kinder. Fremden gegenüber ist der Aussie eher reserviert, zeigt aber keine Scheu, wenn es darum geht, seine Familie und alles was dazu gehört zu verteidigen. Der Aussie bellt nur, wenn er wirklich Gefahr sieht. Er ist somit ein sehr wachsamer Ausnahmegefährte, der seine Aufgaben immer im großen Stil und mit viel Enthusiasmus erledigt. Er fühlt sich in der Nähe seiner Familie am wohlsten und wird nicht gerne allein gelassen. Sollte man ihn jedoch tatsächlich einmal nicht mitnehmen können, hat er keine Schwierigkeiten für eine Weile bei jemand anderem "Urlaub" zu machen.

Der Aussie ist ein begeisterter Schwimmer und nutzt jede Gelegenheit ins Wasser zu kommen. Durch seine dichte Unterwolle gerät die Feuchtigkeit jedoch kaum an seine Haut; sodass ihm auch im Winter sehr niedrige Temperaturen nichts anhaben können. Sind die Eiszapfen an seinen Fell dann wieder geschmolzen und ist er wieder trocken, reicht es ihn zu bürsten, um eine optimale Fellpflege zu erzielen.

Wer sich einen Aussie anschaffen möchte, darf nicht vergessen, dass die Intelligenz dieses Hundes gefordert sein will. Bei ausgedehnten Spaziergängen ist sein Spieltrieb kaum zu bremsen. Es ist ratsam, immer ein Bällchen oder eine Frisbee-Scheibe bei sich zu haben. Als wenn es eine Selbstverständlichkeit für ihm wäre, bringt er das weggeworfene Spielzeug zu Herrchen oder Frauchen zurück und wartet sehnsüchtig darauf, es im nächsten Moment wieder zu fangen. Wenn er seinen Ball nicht sofort findet, gibt er nicht auf mit der Suche, bis er ihn hat. Auch das Toben im Wald kann ihm zur Aufgabe gemacht werden. Dort findet er seine Herausforderung, indem er über niedrige umgekippte Baumstämme springt, darunter hindurch läuft oder die Blätter im Wald nach Spuren durchwühlt. Der eine oder andere Aussie hat auch schon so manchen Trimm-dich-Pfad durchlaufen. Hierbei sollten die Hindernisse jedoch nicht zu hoch sein. Durch seinen ständigen Drang neue Dinge zu erlernen, kann auch eine Unterordnung ganz spielerisch beim Spaziergang durchgeführt werden.

Zu den Leidenschaften des Aussies gehört mit Sicherheit das Begleiten von Pferden und das Hüten von Schafen, Enten, Rindern. Da ihm fast jeglicher Jagdinstinkt fehlt, sieht man den Hund oft auch in der Westernreitszene, wo er die Pferde bei ihrer Arbeit begleitet. Durch seine hohe Intelligenz wird er auch gerne als Rettungs-, Fährten-, Behindertenbegleit-, Gehörlosen-, Blindenführhund usw. ausgebildet .

In allen Sparten des Hundesports wie Unterordnung, Fährten-, Breitensport, Frisbee ist der Australian Shepherd auf den vordersten Plätzen zu finden. Wer die Möglichkeit zum Hundesport hat, sollte diese seinem Aussie auch bieten. Seine rechte Herausforderung sieht er jedoch beim Agility, welches inzwischen von sehr vielen Vereinen angeboten wird.

Man könnte fast annehmen, dass der Aussie doch denken kann, denn gerade bei dieser Sportart ist er oft seinem Besitzer Nasenlängen voraus, wenn es um Geschwindigkeit und Wendigkeit geht.

Das allerschönste am Aussie ist jedoch, dass jeder von ihnen ein Individuum ist. Nicht nur, dass jeder durch seine Farbgebung anders aussieht; jeder Aussie hat seinen ganz eigenen Charakter, der ihn zu einer eigenen Persönlichkeit macht und was den Aussie so außergewöhnlich erscheinen lässt. Und ganz oft wurde die Erfahrung gemacht, dass jemand, der sich einen Aussie gekauft hat, auch einen zweiten bekommt.

(Nach einem Bericht von Sandra und Walter Reintges, Rockwater Aussies)

 

Die Farben des Aussies

Der Aussie hat zwei "Grundfarben". Diese sind black (Schwarz) und red (Rot).
Die beiden Merle Färbungen blue merle (Schwarz als Grundfarbe mit den typischen Aufhellungen) und red merle (Rot als Grundfarbe mit den typischen Aufhellungen) sind genetische Veränderungen der jeweiligen Grundfarbe.

Dazu kommen noch die Abzeichen (trim) mit white (Weiß) und copper (Kupfer).

Es gibt also 16 Farbvariationen:

black red blue merle red merle
black c red c blue merle c red merle c
black w red w blue merle w red merle w
black w/c red w/c blue merle w/c red merle w/c
  • Ein black oder red mit weißen oder kupferfarbenen Abzeichen ist ein black bi oder red bi.
  • Ein black oder red mit weißen und kupferfarbenen Abzeichen nennt man black tri oder red tri.
  • Bei merle Hunden verwendet man diese Bezeichnungen nicht! Sie werden immer nur blue merle w bzw. blue merle w/c bezeichnet.